Venedig, die sagenumwobene Märchenstadt, stand schon ewig auf meiner Wunschliste. Im September vergangenen Jahres entschloss ich mich nach ein paar Tagen in Zürich, spontan einen Abstecher in die italienische Metropole zu unternehmen. Voll mit kribbeliger Vorfreude stieg ich um Mitternacht in den Flixbus und wachte am nächsten Morgen in Venedig auf. Bereits beim Aussteigen verstand ich die Magie, die von dieser Stadt ausgeht. Die Sonne warf ihre ersten Strahlen auf die Dächer und ließ die goldenen Kirchturmspitzen und das glasklare Wasser im Kanal glitzern. Auf meinem Gesicht breitete sich direkt ein seliges Lächeln aus.

Venedig erstreckt sich über mehrere Inseln. Während sich fast alle Sehenswürdigkeiten auf der Hauptinsel Venezia konzentrieren, lag meine Unterkunft, das Generator Hostel auf einer der Nebeninseln. Man kann sich aber problemlos mit den Wassertaxen („Vaporettos“) hin -und herbewegen. Die kleinen, schnittigen Boote brauchen nur wenige Minuten für die Überfahrt. Trotzdem sind sie extrem teuer. Für die erste Tour zur Nebeninsel Giudecca, die circa zwei Minuten dauerte, musste ich bereits sieben Euro zahlen. Deshalb lohnt sich auf jeden Fall ein Tagesticket (20 Euro) oder ein Schein für mehrere Tage.

Nach dem Check-in startete ich meine Erkundungstour. Während mir der Fahrtwind auf dem Boot durch die Haare wehte, sah ich dabei zu, wie die imposanten Bauwerke immer näherkamen. Wie wohl jeder Tourist startete ich auf dem Markusplatz, wo ich die beeindruckenden Gebäude aus nächster Nähe bewundern konnte. Den riesigen Dogenpalast, die schimmernde Basilika, der backstein-rote Markusturm. Direkt um die Ecke befindet sich außerdem die bekannte Seufzerbrücke.


Auf dem Boden hatten sich zwischenzeitlich gewaltige Pfützen gebildet, die mit jeder Minute wuchsen. Im Herbst und Winter bringt das Wechselspiel von Ebbe und Flut immer wieder große Wassermassen in die Stadt. Auch der Markusplatz steht deshalb regelmäßig unter Wasser. Ein Phänomen, das als „Acqua alta“ bekannt ist. Damit die Füße der Touristen trocken bleiben, werden deshalb immer wieder kleine Holztribünen aufgebaut, auf denen man dann leicht erhöht entlangspazieren kann.


Glücklicherweise war Venedig aber während meines Besuches relativ leer. Die Hauptsaison war schon vorbei und aufgrund der Corona-Beschränkungen durften die Touristen, die einen Großteil der Besucher ausmachen, nicht einreisen: Weder durften Menschen aus Amerika oder Asien kommen, noch konnten Kreuzfahrtschiffe anlegen. Daher empfand ich die Atmosphäre als sehr entspannt. Ich ließ mir viel Zeit bei meinem Gang durch die Stadt. Erkundete verwinkelte Gassen, überquerte barocke Brücken. Bestaunte die schlanken, antiken Häuschen, die mitten im Kanal zu stehen scheinen. Sah den Gondeln zu, wie sie durchs türkisblaue Wasser schipperten.


Als meine Füße am späten Nachmittag langsam wehtaten, kehrte ich ins Hostel zurück und ruhte mich auf meinem Zimmer, das ich mir mit acht anderen Mädels teilte, aus. Wenig später kamen drei meiner Zimmergenossinen dazu. Wir verstanden uns auf Anhieb super und beschlossen, uns zusammen in die Hostel-Bar zu setzen und Wein zu trinken. Immer mehr Leute kamen dazu und wenig später waren wir plötzlich eine riesige, kunterbunte Truppe! Ich lernte ganz viele unterschiedliche Menschen kennen und führte tolle Gespräche mit den verschiedensten Persönlichkeiten.

Nach einer Weile tauschte ich den Wein gegen süße Bellinis ein. Ein typisch venezianischer Drink aus Prosecco und Pfirsichpüree. Wenig später machte sich Hunger in der Gruppe breit und wir versuchten, zu der späten Stunde noch einen Imbiss zu finden. Tatsächlich stolperten wir wenig später in einen Pizzaladen, der zwar gerade schließen wollte, aber uns freundlicherweise nach bediente. Wir bestellten schlussendlich zwar nur zwei Pizzen, dafür aber umso mehr Wein.

Zurück im Hostel hatten wir immer noch nicht genug von dem lustigen Abend und saßen noch eine Weile länger zusammen im Aufenthaltsraum. Je später es wurde, desto tiefgründiger wurden unsere Gesprächsthemen. Als wir dann doch einmal ins Bett gingen, freuten wir uns sehr darauf, die Stadt am nächsten Tag zusammen zu erkunden.