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In die Türkei reisen
Zur Einreise in die Türkei reicht ein Personalausweis. Deutsche Staatsangehörige benötigen kein Visum, wenn sie nicht länger als 90 Tage in einem Gesamtzeitraum von 180 Tagen bleiben. Preiswerte Flüge in die Türkei gibt es fast von jedem deutschen Flughafen aus. Turkish Airlines und Pegasus bieten in vielen Städten mehrmals täglich Flüge an. Wir sind für circa 90 Euro von Hamburg nach Istanbul gereist. Hätten wir ein paar Monate früher gebucht, hätten wir für das gleiche Geld auch den Rückflug bekommen. Weil wir aber spontan gebucht haben, kostete uns der Rückflug 200 Euro.

Politische Lage und Sicherheit
Das Auswärtige Amt warnt vor Fällen, in denen deutsche Staatsangehörige willkürlich festgenommen, mit einer Ausreisesperre belegt oder an der Einreise in die Türkei gehindert werden. Das liegt an dem sehr weit gefassten und oft auch willkürlich festgelegten Terrorismus-Begriff. Kritische Äußerung in sozialen Medien oder auch ein Like für eine kritische Äußerung kann für eine Strafverfolgung ausreichend sein. Besonders nachdem die Türkei das „Anti-Desinformationsgesetz“ verabschiedet hat, mit dem das Verbreiten „falscher“ oder „irreführender“ Informationen verfolgt werden kann. Was als „falsch“ oder „irreführend“ einzustufen ist, liegt in der Hand der Behörden.

Auch wer Demonstrationen besucht oder Petitionen für pro-kurdische und regierungskritische Anliegen unterzeichnet hat, könnte ins Visier der Strafverfolgung geraten, wegen des Verdachts der Unterstützung einer als terroristisch eingestuften Organisation. Als einfacher Urlauber, der mit der Politik des Landes bisher keinerlei Berührungspunkte hatte, sollte man jedoch keinerlei Probleme haben.
In der Türkei selbst ist die Rate an Gewaltverbrechen relativ niedrig. Wie in vielen anderen Urlaubsländern gibt es jedoch Raubüberfalle und Betrugsversuche. In den großen Metropolen kommt es immer wieder zu terroristischen Anschlägen – zuletzt in Istanbul im Herbst 2022. Das Auswärtige Amt rät zudem von Reisen in die Grenzgebiete zu Syrien und dem Irak ab. Ich selbst bin nach Hatay gereist, eine Provinz, die unmittelbar an Syrien grenzt. Zu keinem Zeitpunkt habe ich mich unsicher oder in Gefahr gefühlt.
Innerhalb der Türkei reisen
Wer sich innerhalb der Türkei fortbewegen will, ist am flexibelsten mit einem Mietwagen. Die Preise variieren je nach Standort und Mietdauer. Ein kurzer Blick auf das Vergleichsportal Check24 zeigt, dass die günstigsten Angebote für eine Woche am Abhol- und Rückgabeort Istanbul ab 110 Euro starten. Beim Anbieter ist aber Vorsicht geboten. Aus zahlreichen Erfahrungsberichten ist bekannt, dass es im Mietwagen-Geschäft auch einigen zwielichtige Unternehmen gibt. Wir haben uns auch für einen eher unbekannten Vermieter entschieden – der uns dann fast vergessen hat. Es lohnt sich, etwas mehr Geld zu zahlen und dafür den Wagen bei einem seriösen Anbieter zu leihen. Für eine Woche sollten 200 bis 300 Euro ein vernünftiger Preis sein.

Für weite Distanzen empfehlen sich Reisebusse oder Inlandsflüge. Für Busreisen gibt es gleich mehrere Anbieter, unter anderem Has Turizm, Efe Tur, Metro Turizm und Adiyaman Gülaras. Selbst Flixbus ist mittlerweile in der Türkei unterwegs. Die Reisen dauern zwar ihre Zeit, sind dafür aber sehr günstig. Für die Strecke von Istanbul nach Kayseri in Kappadokien – etwa 780 Kilometer – kostet die Reise beispielsweise neun bis 15 Euro bei einer Reisedauer von rund elf Stunden. Die Tickets kann man entweder direkt auf der Seite des jeweiligen Anbieters kaufen oder bei größeren Busreise-Portalen wie „Check my Bus“ oder „Busbud„.
Eine weitere Option ist die Bahn, die Staatliche Türkische Eisenbahn (TCDD). Das Schienennetz verbindet alle größeren Städte und deckt einen großen Teil des Landes ab. Für das Beispiel von Istanbul nach Kayseri muss man mit einem Preis von acht bis 15 Euro rechnen, womit der Tarif in einem ähnlichen Bereich zu den Bus-Preisen liegt. Allerdings muss man mehrmals umsteigen. Die gesamte Reise dauert deshalb etwas länger als die Busfahrt, rund 15 Stunden. Für andere Stecken (von Istanbul nach Ankara zum Beispiel) gibt es jedoch schnelle und preiswerte Direktverbindungen. Die Tickets kann man auf der TCDD-Webseite, größeren Portal wie „Rail Ninja“ oder vor Ort am Schalter kaufen.

Deutlich schneller unterwegs ist man mit dem Flugzeug. Turkish Airlines und Pegasus bieten auch innerhalb der Türkei zahlreiche Verbindungen an. Für die Strecke von Istanbul nach Kayseri (etwa eine Stunde und 20 Minuten Flugzeit) kostet das Ticket 40 bis 60 Euro.
Für die Fortbewegung in Istanbul kann man sich getrost auf den öffentlichen Nahverkehr verlassen. Die Metropole ist von zahlreichen U-Bahn-, Tram-, Buslinien und Fährverbindungen durchzogen. Dafür kauft man sich am besten die IstanbulKart. Das wiederaufladbare Ticket kostet einmalig 50 Lira (umgerechnet knapp 2,50 Euro). An allen Metro- und Tramstationen befinden sich Automaten, an denen man neues Guthaben auf die Karte einzahlen kann. Eine U-Bahn-Fahrt mit der IstanbulKart kostet etwa acht Lira (40 Cent), eine Fahrt mit der Fähre innerhalb der Stadt etwas mehr. Für einen Ausflug auf die Prinzeninseln, die etwa 20 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt sind, muss man mit etwa zehn Euro rechnen. Die Fortbewegung in der Metropole ist also sehr, sehr günstig.
Klima
Die beste Reisezeit für die Türkei ist der Früh- oder Spätsommer. Damit vermeidet man die extreme Hitze und zugleich die Touristenströme. Die Türkei ist riesig und hat daher verschiedene Klimazonen. Im Süden und Westen herrscht mediterranes Klima, im Juli und August klettern die Temperaturen dort auf über 30 Grad. Im Winter sind die Temperaturen mit Tiefstwerten von 15 bis 16 Grad zwar immer noch angenehm, allerdings fällt vermehrt Niederschlag. Die nördliche Küste hat ozeanisches Klima, dort sind die Temperaturen ganzjährig niedriger als im Süden. Im Sommer wird es maximal bis zu 30 Grad warm, im Winter bis zu zehn Grad kalt. Im Norden fällt auch am meisten Regen. Im Inland der Türkei herrscht kontinentales Klima mit deutlich größeren Unterschieden zwischen den Jahreszeiten. Die höchste Durchschnittstemperatur liegt laut „Wetter.de“ bei 27,8 Grad. In den Wintermonaten fallen die Temperaturen oft unter den Gefrierpunkt.

Unterkünfte
Ob Hostel, privates Airbnb oder Hotel – in der Türkei sollte jeder die für sein Budget und seinen Geschmack passende Unterkunft finden. In den größeren Städten gibt es eine Vielzahl von Hostels, wobei eine Nacht im Schlafsaal selten mehr als 20 Euro kostet. An nahezu allen Urlaubsorten finden sich zudem preisgünstige Hotels. In den beliebten Mittelmeer-Destinationen können Urlauber, die gerne all-inclusive reisen, teilweise echte Schnäppchen machen. Wir haben uns in Arsuz für ein sehr billiges Hotel entschieden (180 Euro für zwei Personen für sechs Nächte), das allerdings weder mit Service noch mit Hygiene geglänzt hat – was bei dem Preis vermutlich auch kein Wunder ist. Hostels und Hotels findet man am besten über die gängigen Portale (check24, Booking.com, Hostelworld).

Auch ein Blick auf Airbnb kann sich lohnen. Vor allem in den Städten gibt es eine riesige Auswahl wunderschöner Privatunterkünfte, die teilweise aussehen wie einem orientalischen Märchen entsprungen. Eine komplette Wohnung kann man ab 20-30 Euro pro Nacht mieten. Es lohnt sich aber, zeitig zu buchen. Alle Unterkünfte, die wir ein paar Wochen zuvor favorisiert hatten, waren eine Woche vor Urlaubsbeginn ausgebucht. Wir hatten dann eine günstige, zentral gelegene Bleibe, die man aber nicht unbedingt als schön bezeichnen kann.
Währung und Preise
In der Türkei bezahlt man in Lira. Eine Lira entspricht momentan etwa fünf Cent, ein Euro sind 20 Lira. Aufgrund der hohen Inflation sind die Preise für die Einheimischen enorm gestiegen. Für uns ist das Preisniveau nichtsdestotrotz sehr niedrig. Wer eine günstige Unterkunft wählt und zum Essen und Einkaufen die Straßen rund um die Hauptattraktionen meidet, kommt mit geringem Budget sehr weit. In manchen Lokalen in Istanbul haben wir für ein Essen zu zweit 15-20 Euro gezahlt, in Hatay manchmal nur sechs Euro. Für zwei Simit und ein riesiges Fladenbrot haben wir in einer Bäckerei nicht einmal zwei Euro hinlegen müssen. Lebensmittel und auch Klamotten kann man im Supermarkt und auf Bazaren für sehr kleines Geld erstehen. Wie immer gilt es, die von Touristen stark frequentierten Orte zu meiden und eher dort sein Geld auszugeben, wo sich die Einheimischen aufhalten. Schlussendlich schont das nicht nur den Geldbeutel – man hat auch ein viel authentischeres Reiseerlebnis.

Essen in der Türkei
Die türkische Küche ist unglaublich vielfältig und von Region zu Region unterschiedlich. Nahezu jede Stadt bzw. Provinz hat ihre eigene Spezialität. Die viertgrößte Stadt der Türkei ist beispielsweise für den Adana Kebab bekannt, die Provinz Hatay hat Künefe hervorgebracht, eine Süßspeise mit Teigfäden und Käse. Generell lässt sich sagen, dass die türkische Küche sehr fleischlastig ist, aber auch viel Gemüse, Hülsenfrüchte und fluffiges, frisches Brot zu bieten hat. Als Vegetarier oder Veganer hat man also überhaupt keine Probleme – im Gegenteil ist die Türkei dahingehend eigentlich ein Paradies.
Bereits das Frühstück ist sehr üppig und ähnelt in der Türkei eher einem Brunch. Man bekommt Brot, süße und herzhaft Aufstriche, Oliven, frisches Gemüse, Käse, Wurst und Eier serviert. Dazu gibt es Çay, den traditionellen Schwarztee oder türkischen Mokka.

Die Hauptmahlzeiten starten mit Vorspeisen, Meze genannt. Darunter fallen Dips wie Hummus und Baba Ganoush, frische Salate, Gemüse-Häppchen wie gebackene Champions oder Auberginen in Tomatensoße, sowie auch kleinere Fleisch- und Fischspeisen. Unter den Vorspeisen ist die Auswahl an vegetarischen oder veganen Varianten riesig – und genau davon habe ich mich die ganze Reise über ernährt. Die Hauptspeisen, bei denen nahezu immer Fleisch und Fisch im Zentrum stehen, habe ich stets übersprungen. Nach dem Meze passt eigentlich eh schon nichts mehr in den Magen – außer Nachspeise. Auch bei Desserts und Süßigkeiten lässt die Auswahl nicht nach. Baklava ist nur eine von tausend verschiedenen Naschereien. Meine Favoriten sind Helva (eine Süßigkeit aus Sesammus und Zucker) und Lokma (frittierte und in Zuckersirup getränkte Hefeteigbällchen). An jeder Ecke gibt es außerdem Eisverkäufer, die Maras Dondurma, Eis auf Ziegenmilch-Basis, anbieten.

Nicht unerwähnt soll außerdem die türkische Back- und Brotkultur bleiben. Die orientalischen Teigwaren sind ein weiteres kulinarisches Highlight. Wir haben reichlich Fladenbrot, Simit (ein Teigring mit Sesam) und Bazlama (ein rundes, fluffiges Brot) gefuttert. Backwaren sind darüber hinaus die Grundlage vieler beliebter Street Food-Spezialitäten, die man auch in Deutschland gerne isst: Lahmacun, Pide, Dürüm und Gözleme, was sich als eine Art herzhaft gefüllten Crepe beschreiben lässt.
Kulturelle Besonderheiten
Als Brücke zwischen Europa und dem orientalisch geprägten Teil Asiens sind in der Türkei gleich mehrere Kulturen beheimatet. Trotz der westlichen Ausrichtung gibt es vor allem religiös bedingt einige Unterschiede. Die Türkei ist ein muslimisches Land, in dem die Religion einen höheren Stellenwert einnimmt als in Westeuropa. Der Islam ist allgegenwärtig, zum Beispiel wenn der Muezzin fünf Mal täglich zum Gebet ruft. Im Fastenmonat Ramadan kann es außerhalb der touristischen Gebiete zu gastronomischen Einschränkungen kommen: Essen und Trinken werden dort tagsüber eventuell nicht geduldet. Staat und Religion sind jedoch strikt getrennt und die konkrete Ausübung der Religion ist jedem Bürger selbst überlassen. So tragen zum Beispiel manche Frauen ein Kopftuch, andere wiederum nicht. Wie streng gläubig eine Gemeinde ist, hängt meist davon ab, welcher Konfession des Islams sie angehören. Sunniten sind sehr strikt, Alawiten eher lockerer und offener.

Welche der beiden Pole vorherrscht, kann sich bereits innerhalb weniger Meter im gleichen Stadtteil verändern. Generell gilt, dass der Westen eher liberal und der Osten des Landes eher konservativ orientiert ist. Dennoch sollte man sich in der gesamten Türkei an einige Grundregeln halten. Als Frau sollte man sich nicht zu freizügig kleiden – keine zu kurzen Hosen oder zu tief ausgeschnittene Klamotten, insbesondere beim Besuch religiöser Stätten. Dort wird von Frauen erwartet, dass sie Kopf und Schulter bedecken. In der türkischen Kultur hat die Familien einen hohen Stellenwert und ältere Menschen sollten stets mit Respekt behandelt werden. Wenn ein Einheimischer zu sich nach Hause einlädt, gilt dies als große Ehre. Vor dem Betreten des Hauses sollte man die Schuhe ausziehen. Als Geschenk kann man Süßigkeiten mitbringen – Alkohol besser nicht. Streng gläubige Türken trinken ohnehin keinen Alkohol und auch sonst gibt es in der Türkei keine Trinkkultur wie im Rest von Europa. In Restaurants gibt es meist Wein und Bier, stärkere Getränke eher selten. Härteren Alkohol kann man sonst auch im Supermarkt oder im Kiosk (Büfe) kaufen. Unabhängig vom Alkoholgehalt gilt: An öffentlichen Plätzen und in Parks ist es verboten, diesen zu konsumieren.