Schottland: Ein Blick auf die Caingorms-Berge und zwei kuschelige Wohnzimmer

Nur noch wenige Sekunden bis zur Zug-Abfahrt. Wir sprangen in Balloch in die Bahn und schon schlossen sich hinter uns die Türen. Es war uns keine Zeit mehr geblieben, ein Ticket zu lösen. Ein anderer Passagier teilte uns jedoch mit, dass wir die Fahrkarte beim Schaffner kaufen könnten, wenn er durch die Abteile geht. Wenig später kam die Kontrolleurin, die uns freudig begrüßte. Die Schottin war in Plauderlaune. Sie verkaufte uns nicht nur das Ticket, sondern gab uns auch ein paar Tipps mit auf den Weg. Für unsere weitere Zugfahren, aber auch für ihr Heimatland im Allgemeinen. Ihre grauen Augen funkelten, als sie uns von der Isle of Skye und von ihrer Lieblingsinsel, einem abgelegenen Eiland noch weit im Ozean, erzählte. In Glasgow stiegen wir in den Zug Richtung Aviemore um. Die Bahn war voll an diesem Tag, besetzt bis auf den letzten Platz. Grüne Wiesen, vereinzelte Stein-Cottages und Seen von der gleichen Farbe wie die Häuser zogen vorbei. Hügel, auf denen gelbe Sträucher wuchsen, wie Konfetti in der Natur verteilt.

Blick auf das Caingorms-Gebirge

Caingorms-Gebirge im Hintergrund, ein Fluss im Vordergrund

In Aviemore mussten wir wiederum ein kleines Stück mit dem Bus zurücklegen. Beim Einsteigen hatte ich plötzlich Probleme mit meiner Kreditkarte und konnte die paar Pfunde für die Fahrt nicht zahlen. Ein junger Mann, ebenfalls aus Deutschland und mit einer Freundin aus Schweden unterwegs, half uns aus. Wir unterhielten uns, während der Bus über eine Landstraße im Wald tuckerte. Die dichten Tannen und Fichten am Wegrand ließen das bedeckte Wetter noch düsterer wirken. Unser Hostel – in dem unsere neuen Freunde auch unterkamen – lag in Glenmore, ein Dörfchen im Caingorms Nationalpark.

Eine Möwe sitzt auf einem Felsen vor Loch Morlich im Caingorms-Nationalpark

Ein Schild, das auf "Fish & Chips" hinweist

Da wir bis zum Check-in noch Zeit hatten, liefen wir eine Runde um Loch Morlich. Durch den Wald, über Brücken aus Holz und vorbei an sandigen Uferabschnitten. Die Gipfel des Caingorms-Gebirge hatten sich hinter dichten Wolken versteckt. Nur auf einige wenige schneebedeckte Spitzen konnten wir einen Blick erhaschen. Völlig durchgefroren waren wir froh, als wir uns wenig später in dem kuscheligen Gemeinschaftsraum unserer Bleibe aufwärmen konnten. Um den Kamin herum standen bequeme, gepolsterte Sofas und Sessel, auf denen sich die Gäste verteilt hatten. Wohnzimmer-Atmosphäre. Langsam taute ich wieder auf.

Aufenthaltsraum im Hostel in Glenmore: Ein Kamin und Sofas

Auch am kommenden Tag waren ein kalter Wind und Nieselregen unsere Dauerbegleiter. Früh morgens wanderten wir eine weitere Runde durch Caingorms. Direkt neben unserer Unterkunft befand sich das Visitor Center, von wo aus mehrere Wanderwegen abgingen. Wir folgten dem blau gekennzeichneten Pfad. Ein einfacher Wanderweg. Abgesehen von einigen felsigen Stellen, die wir erklimmen mussten, ging es flach durch den Wald. Mit dem Blick auf die Berge liefen wir knapp über eine Stunde, vorbei an einem smaragdgrün schimmernden Loch. Anschließend starteten wir eine zweite Tour, zurück nach Aviemore. Dort wollten wir über Nacht bleiben. Knapp mehr als zwei Stunden gingen wir entlang moosbedeckter Flächen und hochgewachsenen Nadelbäumen. Da wir unser gesamtes Gepäck dabeihatten, schmerzten Schultern und Rücken gegen Ende des langen Spaziergangs. In Aviemore angekommen setzten wir uns in Café und verschnauften eine Weile.

Blick auf die verschneiten Gipfel des Caingorms-Gebirge

Nahaufnahme eines Nadelbaumes im Caingorms-Nationalpark

Sandiges Ufer des Loch Morlich im Caingorms-Nationalpark

Genau wie unsere Bleibe in der Nacht zuvor, gehörte auch die Unterkunft in Aviemore zu „Hostelling Scotland“, einer Kette von Jugendherbergen. Erneut saßen wir in einem gemütlichen, holzgetäfelten Gemeinschaftsraum. Ein zweites Wohnzimmer. Ein Mitarbeiter hatte angekündigt, das Champions League-Finale, das am Abend stattfand, auf den Fernseher, der in einer Ecke stand, zu übertragen. Dafür kaufen mein Bruder und ich noch Cider und Bier ein. Dann hockten wir uns wieder auf die zerschlissene Leder-Couch und schauten das Fußball-Spiel. Madrid und Liverpool standen im Finale. Hinter uns versammelten sich mehr und mehr Gäste, die die anderen Sofas und Sessel vor den Bildschirm rückten. Gespannt fieberten die Reisenden mit. Das britische Team hatte deutlich mehr Fans – ging aber leider als Verlierer aus dem Spiel hervor. Nach Abpfiff räumte sich der Aufenthaltsraum, womit auch wir uns ins Bett begaben.

Bahnhof von Aviemore

Garten mit ungewöhnlicher Metall-Deko in Aviemore

Laura

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