Die Mittagspausen unserer Yogalehrerausbildung nutzten wir ein paar Mal für einen Ausflug nach Moyobamba. Das Örtchen, in dem unsere Yogaschule liegt. Wir waren gespannt auf das peruanische Leben und machten uns direkt am zweiten Tag auf ins Dorf. Um von unserem abgelegenen Standort ins Zentrum zu kommen, musste man allerdings erst einmal ein paar hundert steinerne Stufen erklimmen, um aus dem Dschungel hinauszugelangen. Oben kam man zu einem Aussichtspunkt, dem „Mirador de Tahuishco“. Von dort hatte man einen sagenhaften Blick auf das saftig grüne Tal mit den gewaltigen Bergen im Hintergrund. Ein Flickenteppich von tausend Grüntönen, durch den sich der Fluss schlängelte. Wie ein wunderschönes Gemälde, das ich für immer in meiner Erinnerung festnageln möchte.


Wir sprangen in ein sogenanntes Mototaxi, das sofort Gas gab und sich durch den wilden Verkehr quetschte. Nach wenigen Ecken begann das Leben auf der Straße. Verfallene Hütten, bunt bemalte Häuschen und improvisierte Restaurants mit Plastikstühlen reihten sich aneinander. Einheimische tummelten sich auf den Gassen: Schulkinder, Familien, ältere Leute beim Einkaufen. Manche zu Fuß, mache auf zusammengeklebten Motorrädern. Lachende Verkäufer, die ihre Waren anpriesen. Kinder, die uns neugierig musterten. Eine Mutter, die ihr Kind fütterte.


Eine Explosion an Eindrücken. Wir schlenderten über einen Markt, tranken Maracuja-Saft und ich probierte zum ersten Mal eine Lucuma, eine köstlich-cremige Frucht, die ein wenig nach Vanillepudding schmeckt und meine neue Sucht wurde. Wenige Tage später erkundeten wir noch mehr von Moyobamba mit unserer Freundin Jodi. Dieses Mal ließen wir das Mittagessen in der Yogaschule ausfallen, um uns ein typisch peruanisches Mahl im Dorf zu gönnen. Zurück im lebhaften Zentrum wurden wir schnell fündig. Wir landeten in einem großen Raum, der eher einer Sporthalle als einem Lokal glich.


An den Wänden standen Schränke, in denen sich Pokale aneinanderreihten, auf einem großen Fernsehbildschirm lief die Live-Übertragung eines Nachrichtensenders und auf den vielen bunten Plastikstühlen, die sich über den Raum verteilten, saßen Familien oder Arbeiter bei ihrer Mittagspause. Für gerade einmal zwei Euro bekamen wir einen riesigen Teller voll Reis, Linsen, Kochbananen, Yuca, Salat und Avocado serviert. Mit unseren vollgeschlagenen Bäuchen spazierten wir ein paar Straßenzüge entlang und hätten das Treiben auf den Gassen wohl noch ewig beobachten können. Doch leider mussten wir wenig später schon wieder ins Taxi steigen, um pünktlich zur nächsten Unterrichtsstunde zu kommen.

Allerdings hatten wir an unserem Karma-Yoga-Tag noch einmal die Möglichkeit, mit Einheimischen in Kontakt zu kommen. An dem Tag lag unser Fokus darauf, gute Taten für andere Menschen und die Umwelt zu vollbringen. Dazu sammelten wir als Erstes Müll in den Straßen rund ums Hotel und am Ufer des Flusses, der wenige Meter von der Yogaschule entfernt durch die Gemeinde floss. Bewaffnet mit Handschuhen und dicken Müllsäcken pickten wir jede Menge Plastik, Papier und anderen Abfall auf. Die Anwohner beobachteten uns mit einem Lächeln auf den Lippen, winkten uns zu, stellten neugierige Fragen oder halfen uns sogar, den Müll aufzuheben.


Als nächster Programmpunkt stand kostenloses Yoga für die Kinder im Ort auf dem Programm. Eine Handvoll aufgeregter, energiegeladener Kids erwartet uns bereits. Wir hatten uns in drei Gruppen aufgeteilt, wobei jede Gruppe ein anderes Thema für die kurze, spielerische Einheit gewählt hatte. Meine Gruppe, die ich als Spanisch sprechende Person anleitete, machte den Anfang. Wir imitierten mit den Kindern verschiedene Tiere. Brüllten wie Löwen, flatterten mit den Armen wie Vögel. Die Kleinen hatten jede Menge Spaß und bewegten sich voller Freude mit uns. Ihre leuchtenden Augen waren der schönste Lohn.

Wir stöberten im Anschluss noch in paar Essens- und Souvenirbuden, aus denen laute Musik dröhnte. Mit einer frischen Kokosnuss in der Hand lief ich die bunte bemalten Häuser entlang zurück in die Yogaschule. Das nächste Mal verließen wir die Kantu Garden Lodge für einen Ausflug in den Orchideen- und Kolibri-Garten Waquanki. Während wir wieder einmal über tausende Schlaglöcher rumpelten, spielte eine unserer Yoga-Freundinnen laute Techno-Beats, womit sie uns alle zum Bewegen brachte. Am Eingang angekommen, zog uns bereits die umliegende Landschaft in den Bann: Dichte Wälder und mit Palmen bewachsene Berge.

Die Einrichtung war ein wahrer Dschungel. Wir schlängelten uns durch die dichten Gewächse und wurden von unserer Führerin über allerlei exotische Pflanzen aufgeklärt. Riesige Orchideen, bunte Blumen, fleischfressende und behaarte Exemplare und natürlich die schillernden Kolibris, die durch die Bäume schwirrten. Wir setzten uns auf ein Baumhaus und beobachteten die Vögel eine ganze Weile. Dann ging es wieder zurück. Am Ausgangspunkt angekommen, mussten wir erst einmal feststellen, dass die Reifen unserer beiden Busse im matschigen Boden abgesunken waren.



Die Fahrer hatten bereits verzweifelt versucht, die Fahrzeuge zu starten und aus dem Schlamm rauszufahren – ohne Erfolg. Mit vereinten Kräften schoben wir die Busse an, doch auch das blieb lange Zeit ohne Erfolg. Schließlich schafften wir es, einen Wagen aus dem matschigen Boden rauszuziehen. Damit war die Sache so gut wie geregelt. Unter die Reifen des zweiten Busses legten die Fahrer ein paar Holzplanken und schleppten das Fahrzeug dann mit Hilfe eines Stricks und des befreiten Wagens ab. Auf dem Rückweg legten wir einen Stopp in einer Eisdiele ein. Erst schleckten wir unser süßes Dessert, dann tanzenten wir zur lauten Salsa-Musik, die aus den Lautsprechern tönte. Weil wir nicht genug von der Party bekommen konnten, ging es im Bus genauso weiter. Dieses Mal hörten wir Hits auf den 90ern, die keinen von uns stillsitzen ließen. Wir klatschten und grölten die Songzeilen mit, bis wir fast heiser waren.

