Dominikanische Republik: Nervenzusammenbruch am Traum-Strand

Nach unseren erlebnisreichen Tagen auf der Halbinsel Samaná beschlossen wir, dem Regen zu entfliehen und steuerten den Süden des Landes an. Wir wollten nämlich unbedingt die Insel Saona, bekannt als Natur- und Strandparadies, besuchen. Kaum hatten wir das Dorf Nagua verlassen, fanden wir am Straßenrand einen einheimischen Tramper vor, der seinen Arm nach einer Mitfahrgelegenheit ausstreckte. Sofort drückten wir auf die Bremse und boten ihm die Rückbank an. Wir nahmen ihn ein ganzes Stück weit mit. Er erzählte, dass er auf dem Weg zu seiner Familie sei und bereits zwei Tage dort gewartet hätte. Viel mehr konnte ich leider nicht verstehen, da er anschließend in der Geschwindigkeit eines Maschinengewehrs weiterredete.

On the road

Nachdem wir den Dominikaner an seiner gewünschten Abzweigung rausgelassen hatten, hielten wir bei zwei Imbissbuden an. Auf dem Speiseplan stand – wie jeden Tag – Reis mit Bohnen, Salat, Kochbananen und Yuca mit Essig und Zwiebeln. Wenig später fanden wir an einem weiteren Stand Zuckerrohrsaft. Bereits der erste Schluck haute mich um – diese Süße traf mich mit voller Wucht! Ich konnte kaum glauben, dass man aus einem dicken, hölzernen Halm so ein süßes Getränk herstellen kann. Unsere Unterkunft lag in Bayahibe, in einem Ortsteil namens Los Melones, definitiv ein gut situierter Ort.

Houses at the shorline of Bayahibe

Viele Hotels, Restaurants und moderne, mehrstöckige Häuser prägten das Bild. Unsere Bleibe jedoch suchten wir wieder einmal vergeblich. An der Rezeption eines Luxus-Hotels fragte ich nach dem Weg. Es stellte sich heraus, dass die Angestellte die Besitzerin unsere Unterkunft kannte. Sie bot an, uns direkt hinzuführen. Ohne zu Zögern verließ sie also ihren Arbeitsplatz, stieg ins Auto und navigierte uns zu der Adresse. Die Wohnung, in der wir übernachteten, war wunderschön! Geräumig, hell, blitzsauber und mit einem riesigen Balkon. Das musste gefeiert werden! Innerhalb kürzester Zeit statteten wir einem Kiosk um die Ecke drei Besuche ab. Zuerst holte ich Waschmittel, dann Brot und Rum und nachdem wir den Rum zu trinken angefangen hatten, noch mehr Brot.

Street with little booths in Bayahibe

Am nächsten Tag wollten wir Saona, einer der beliebtesten Ausflugziele in der Dominikanischen Republik, erkunden. Um dorthin zu fahren, muss man mit einem Boot übersetzten. Bei der Suche nach einem Transportservice fanden wir nur komplette Angebotspakete für Touristen. Diese beinhalteten meist Hin- und Rückfahrt mit einem großen Katamaran und anderen Reisenden, einem Buffet an Meeresfrüchten, Champagner und laute Musik. Dabei wollten wir eigentlich einfach nur auf die Insel gefahren werden. Wir beschlossen, Einheimische nach Rat zu fragen. Gegenüber von unserem Haus waren drei Haitianer auf einer Baustelle beschäftigt. Wir wandten uns mit unserem Anliegen an die Jungs. Sie waren sehr hilfsbereit und einer erklärte, er haben einen Freund mit einem eigenen Boot, der uns nach Saona fahren könnte. Das klang gut!

Harbor of Bayahibe

Nach dem Frühstück lotste uns der Mann an den Strand. Wir in unserem Mietwagen, er auf einem alten Moped, das bereits auseinanderzufallen drohte. Nachdem wir bezahlt hatten, stellte er uns den „Kapitän“ vor. Einen circa 19-jährigen Jungen, sowie seinen ebenso jungen Co-Kapitän. Wir machten uns kurz bekannt und stiegen zu viert in ein kleines, himmelblaues Schnellboot. Das macht seinem Namen alle Ehre! Sobald wir den Hafen verlassen hatten, gaben die Jungs ordentlich Gas und das Gefährt hüpfte nur so über die Wellen. Nachdem ich meinen ersten Schreck verdaut hatte, fand ich richtig Spaß an der Fahrt!

Massive starfish on the way to Soana island

Die Strecke führte zuerst noch entlang großer Ressorts und Souvenir-Schuppen am Wasser. Dann aber durch Mangroven und entlang eines gewaltigen Waldes voll Kokospalmen, dem Nationalpark Cotubanamá. Auf der Überfahrt sahen wir auch die großen Party-Katamaran, auf denen sich Scharen von Touristen die Kante gaben und laut durch die Gegend brüllten. Umso glücklicher waren wir über unsere private Tour. Wir heizten über den türkisblauen Ozean und waren wenig später auch schon auf Saona angekommen. Sofort stürzten sich die Einwohner auf uns, die uns wie ausgehungerte Geier alles Mögliche aufschwatzen wollten. Drinks, Schmuck, Massagen, Frisuren. Ich lehnte zuerst dankend ab, tappte dann aber doch in die Falle.

Bar with cute decoration on Saona island

Mein Freund überredete mich zu einer Massage, die Masseure anschließen zu Cornrows. Gesamtpreis: Über hundert Dollar. Mir kamen fast die Tränen, als ich das hörte. Genau aus diesem Grund hatte ich doch eigentlich alles abgelehnt! Ich war schon kurz vor einem Nervenzusammenbruch, doch mein Freund beruhigte mich und rückblickend betrachte ich es als eine wertvolle Lektion, die ich bitter lernen musste. Unsere zwei Begleiter brachten uns an einen anderen Strandabschnitt von Saona, an dem etwas mehr Ruhe herrschte. Zwar hatten sich auch dort viele Urlauber versammelt, doch die entspannten allesamt in Liegestühlen am Meer.

Beach at Soana island

Wir badeten im Wasser, das unter den grauen Wolken hellblau erschien und ließen uns ganz entspannt im ruhigen Ozean treiben. Auf dem Rückweg drückten unsere Kapitäne noch mehr auf die Tube, lieferten sich ein regelrechtes Wettrennen mit einem Katamaran, den ein Kumpel der Beiden steuerte. In gefühlt wenigen Augenblicken waren wir wieder zurück am Hafen. Inzwischen hatte sich natürlich der Hunger breit gemacht. Wie üblich aßen wir in einem kleinen Comedor unsere Portion Kochbananen, Reis und Bohnen. Danach suchten wir unsere nächste Unterkunft.

Hanging out at Saona island

Die tolle Wohnung war leider bereits gebucht für die Nacht, sodass wir in ein ebenfalls sehr hübsches Hostel auswichen. Todmüde von der Sonne und dem Salzwasser fielen wir ins Bett. Später am Abend konnten wir uns noch zu einem kleinen Spaziergang aufraffen, auf dem wir uns Empanadas und frischen Saft holten. Wir setzten uns noch eine Weile auf eine Bank und beobachteten die Einheimischen. Menschen auf dem Weg nach Hause von der Arbeit, Dominikaner, die gemütlich zusammensaßen und Besitzer von Imbissbuden, die ihre letzten Happen verkauft hatten und die Küche zu putzen begannen.

Laura

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