Dominikanische Republik: Die verrückte Straßenparty in Las Terrenas

Wir wachten pünktlich zum Sonnenaufgang auf. Die ersten Strahlen des Tages schoben sich durch die dichten Baumkronen und tauchten die Natur in ein goldenes Licht. Hähne stolzieren unter lautem Krähen über die Farm und wenig später stand unser Gastgeber Tío Pepe mit süßem, schwarzen Kaffee vor unserer Tür. Nach einem kurzen Plausch verluden wir unser Gepäck und verließen Miches, um Richtung Samaná zu fahren, einer Halbinsel im Nordosten des Landes. Die Route verlief erst entlang der Küste, dann mussten wir ins Landesinnere abbiegen, wo wir dominikanische Dörfchen und majestätische Berglandschaften passierten: Gewaltige Felsformationen und dichte Tropenwälder, aus denen Plamen in die Höhe ragten.

Booth vending fruit and vegetables

Angekommen in der Stadt Samaná parkten wir das Auto und liefen die Uferpromenade entlang. In Pastelltönen lackierte Holzhäuschen mit gepflegten Gärten reihten sich aneinander. Mitten im Wasser erstreckte sich die „Bridge to Nowhere“, eine lange Brücke, die mehrere kleinen Inseln miteinander verbindet. Die Sonne prasselte vom Himmel und einzig eine sanfte Brise, die die am Ufer vertauten Boote im Wasser schaukeln ließ, kühlte uns ein wenig ab. Plötzlich wurde uns klar, dass wir vor zwei Problemen standen: Wir hatten weder eine Unterkunft für die Nacht gebucht, noch hatten wir Zugang zum Internet. Auf gut Glück fuhren wir im Auto durch das hügelige Dörfchen und suchten nach einer Schlafgelegenheit. Wir landeten im Hotel „Figaro“, von dessen Dachterrasse sich ein großartiger Blick über ganz Samaná bot.

Bridge to Nowhere in Samaná

Colorful houses in Samaná

Dort verbrachten wir den ganzen Abend. Aus unseren Vorräten zauberten wir im Hotelzimmer dann noch einen Mitternachtssnack: Paprika gefüllt mit Guacamole. Den Rest der Avocado nahmen wir am nächsten Morgen mit zum Frühstücksbuffet. In weiser Voraussicht buchten wir uns dieses Mal schon vor der Abfahrt eine Unterkunft an unserem nächsten Zielort, dem Küstenstädtchen Las Terrenas. Dort kamen wir schon nach einer Stunde Fahrt an. Wir checkten in unser Hotel, das traumhafte „Mahona“, ein und ließen uns erst einmal am Pool nieder. Es sollte die Ruhe vor dem Sturm werden.

Beach of Las Terrenas

Denn uns war nicht bewusst, dass wir uns mitten vor dem größten Feiertag der Dominikanischen Republik befanden. Die Osterwoche, die „Semana Santa“ gilt als das wichtigste Ereignis des Jahres und besonders am Wochenende verwandelt sich die Insel in eine einzige Party. Viele Dominikaner pilgern extra für diese Feierlichkeiten nach Las Terrenas. Ein Vorgeschmack des Wahnsinns erwartete uns bereits am Nachmittag, als wir einen ersten Spaziergang durch den Ort unternahmen. Jede Menge Autos, Motorräder und Quads heizten durch die Straßen. Die Einheimischen, die sich alle richtig schicken gemacht hatten, tranken Rum, tanzten und johlten ausgelassen. Hupen mischten sich mit ohrenbetäubenden Beats und lautem Gelächter. Ein einziges Chaos! Wir kauften uns ein paar Snacks von den Imbissbuden am Straßenrand und beobachteten das wilde Spektakel. 

Easter celebration in Las Terrenas

Natural ice cream

Je später es wurde, desto lauter und verrückter das Schauspiel. Polizisten, die die Menge auflösen wollten, versuchten hilflos, sich Gehör zu verschaffen, gaben aber nach einer Weile achselzuckend auf. Wir fühlten uns wie in einem Film. Noch nie habe ich so einen eskalative Feierei erlebt! Für viele Einheimische wiederum war ich als einzig blonde Frau im Ort eine Attraktion. Ein paar Dominikaner fragten nach einem Selfie oder ob sie mich filmen dürften. Nach einer Weile setzte wir uns in ein Lokal am Strand und sahen zu, wie ein paar ungeduldige Partygäste sich dem Verkehr auf der Straße entziehen wollten: Sie rasten auf ihren Motorrädern und Quads über den Sand. Wir konnten gar nicht genug bekommen von dem pulsierenden Leben und setzten uns nach dem Abendessen wieder an die Straße. Auch wir holten uns dazu eine Flasche Rum – in einem Kiosk, der eigentlich schon geschlossen hatte. Doch der Inhaber verkaufte seine Ware heimlich aus einer Seitentür heraus weiter.

Locals sitting outside a corner store in Las Terrenas

Nach einer Weile gingen wir in unser Hotel zurück und konnten kaum glauben, was wir gerade erlebt hatten. Bevor wir ins Bett gingen, luden wir uns all die dominikanische Musik runter, die auf der Parade gespielt worden war. Von da an hörten wir die Songs auf jeder Autofahrt und erinnerten uns immer wieder an die wilden Szenen zurück. Am nächsten Tag ging es deutlich ruhiger zu. Wir schauten uns Las Terrenas noch einmal in Ruhe an. Das Touristen-Dorf ist eine bunte Mischung aus eleganten Restaurants und Street Food Trucks, teuren Klamottenläden und Straßenhändlern, die Andenken aus Muscheln und Treibgut verkaufen. Einheimische, die auf ihren Plastikstühlen im Schatten sitzen und Urlauber, die sich in den verwinkelten Gassen verlieren.

Souvenir shop in Las Terrenas

Wir holten uns zum Abschluss des Spaziergangs frische Maracuja-Säfte und machten uns dann auf zum Strand. Die Feierwütigen vom Tag zuvor schliefen entweder im Strand oder konterten dem Kater mit den nächsten Drinks. Mehrere Gruppen hatten sich unter den Palmen zusammengefunden, tranken Rum und rauchten Schischa. Nichtsdestotrotz war es sehr ruhig am Strand, sodass wir ganz entspannt dem Meeresrauschen und den in der sanften Brise rasselnden Palmenblättern lauschen konnten.

Locals haning out at the beach in Las Terrenas

Wir verspeisten Kochbananen, Salat, Reis und Bohnen – unser Standard-Mahl auf der Reise – und ließen den Tag an uns vorbeiziehen. Ein richtiger Sonntag. Erschöpft von der Sonne fielen wir am frühen Abend bereits in einen tiefen Schlaf. Mit neuer Energie – und noch mehr frischen Maracuja-Säften – verließen wir Las Terrenas und setzten unsere Erkundungstour am folgenden Tag fort.

Fruit and juice store in Las Terrenas

Laura

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