Kopfsteinpflaster, Knallbunte Häuser, über denen eine sonnengelbe Kathedrale thront und dahinter ein atemberaubendes Bergpanorama – in Trindad verliebte ich mich auf den ersten Blick! Die Stadt hat ein ganz anderes Flair als Cienfuegos, ich empfanden sie als quirliger und herzlicher. Nachdem wir bei unserem Airbnb eingecheckt hatten, liefen wir über die Hauptstraße zum Dorfplatz, dem Plaza Carrilo, und saugten die hektische, rhythmische Atmosphäre Kubas in uns auf.

Wir kamen mit einem Einheimischen, der gerade auf dem Heimweg von der Arbeit war, ins Gespräch und fragten ihn, ob er wissen, wo man Fahrräder ausleihen kann. Er übergab uns kurzerhand seine Aktentasche und kündigte an, gleich wiederzukommen. Nach zwanzig Minuten erschien der Kubaner wieder auf der Bildfläche und führte uns zu einem „Fahrradverleih“: Das Wohnzimmer eines Kumpels, in dem eine Handvoll Räder aufgestellt waren. Wir vereinbarten, am nächsten Tag wiederzukommen.

Am Abend trafen wir uns erst einmal zwei Reisenden, die wir in Viñales kennengelernt hatten. Während wir vor einer Bar saßen und Mojitos tranken, trafen wir lustigerweise auch Touristen, die wir jeweils in Playa Larga und am Wasserfall El Nicho kennengelernt haben. Sie schlossen sich uns an, sodass wir plötzlich eine kunterbunte Truppe waren. Bis spät in die Nacht saßen wir zusammen auf dem Dorfplatz.

Wie versprochen holten wir am nächsten Morgen die Räder ab. Auf dem Weg dorthin kauften wir Frühstück ein, was für mich aus frischem Saft und einem großen Berg Obst bestand. Unter anderem aß ich zum ersten Mal eine Mamey, eine rosafarbene Frucht, die man wie eine Avocado auslöffeln kann. Sie schmeckt herrlich süß nach Marzipan.

Nachdem wir dem Rad-Händler sechs Euro für den Tag in die Hand gedrückt hatten, fuhren wir los. Unser Ziel war der Strand Playa Ancón. Doch die klapprigen Drahtesel waren alles andere als funktionsfähig. Im Abstand von wenigen Minuten sprang bei meinem Fahrrad immer wieder die Kette raus, bis sie sich irgendwann gar nicht mehr zurückfädeln ließ. Wir beschlossen, die Räder zum Verleih zurückzuschieben und legten so eine Dreiviertelstunde zu Fuß in der stechenden Sonne zurück. Schweißüberströmt gaben wir die Räder an ihren Besitzer ab und gönnten uns ein Taxi.

An unserem Zielort angekommen war der Frust sogleich wieder vergessen. Denn es erwartete uns ein weiterer Traum-Strand. Unter einem Sonnenschirm atmeten wir die salzige Luft ein, genossen die sanfte Brise und schlürften „Cocoloco“, eine Mischung aus Kokoswasser, Rum und Rohrzucker, direkt in der Kokosnuss serviert. So ließen wir den Tag an uns vorbeiziehen. Den Abend verbrachten wir erneut mit unseren neuen Freunden, doch gingen dieses Mal deutlich früher ins Bett.

Am folgenden Tag schliefen wir zum ersten Mal auf der Reise aus und starteten ganz gemütlich mit Frühstück auf dem Dorfplatz und kubanischem Kaffee in den Tag. Wir entschlossen uns zu einer Wanderung – beziehungsweise einem Spaziergang – zum Torre de Transmisión, dem Fernsehturm, der über der Stadt wacht. Auf dem halbstündigen Marsch kamen wir an verfallenen Kirchen und einem Club, der in einer Höhle liegt, vorbei. Auf dem Hügel hatten wir einen traumhaften Blick über das saftig grüne Valle de los Indígenos. Das Tal mit seinen weiten Feldern und tropischen Wäldern zählt als UNESCO-Weltkulturerbestätte. Der Ausblick gefiel uns so gut, dass wir mehrere Stunden nur dort saßen, in die Natur blickten und den angenehm kühlen Wind genossen.

Fürs Abendessen hatten wir uns eine etwas schickeres Lokal ausgesucht. Sonst haben wir immer in kleinen Lokalen für wenige Euro gewaltige Berge an Gemüse, Reis und Bohnen verspeist. Doch an diesem Tag hatten wir Lust auf Abwechslung. Im „La Redacción“ gönnten wir uns gegrilltes Brot mit Dips, karibisch gefülltes Flatbread and Cocktails. Wir saßen am Tisch mit einem lieben Pärchen, mit dem wir uns die ganze Zeit über nett unterhielten. Für den Heimweg nahmen wir uns noch zwei weitere Drinks auf die Hand mit und spazierten glückselig zurück zu unserer Unterkunft.
