Kuba: Ein Mittagessen zwischen Bananenstauden

Unsere letzte Station der Kuba-Reise hieß Guardalavaca – zu Deutsch „Hüte die Kuh“ – und ist eigentlich eher ein Hotspot für All-Inclusive-Urlauber und Pauschaltouristen. Direkt an der Küste stehen meterhohe Hotelbauten und die Strände sind oftmals abgesperrt und gehören zu den Ferienanlagen. Bei den Einheimischen, im Dorf hinter der Hotelmauer ging es eher ruhig zu. Einfache Häuser, von deren Fassade der Putz bröckelt. Ein paar Kinder in verschlissenen Klamotten, die durch die einsamen Straßen spazieren. Zwei Obsthändler, die versuchen, ihre kleine Ernte loszuwerden. Abseits der hochpolierten Uferpromenade wurde die Armut des Landes deutlich sichtbar.

Hotel in Guardalavaca

Ein krasser Kontrast zum Ende der Reise, der uns noch einmal einen ganz authentischen Einblick hinter die Kulissen gewährt hat. Nach einer ganztätigen Anreise mit eine Bus- und zwei Taxifahrten kamen wir bei unserer Unterkunft an, einer kleinen Farm namens „La Esperanza“ am Rande des Dorfes. Der Inhaber Victor begrüßte uns mit zwei frischen Kokosnüssen. Während wir das Wasser auf der Schale schlürften, führte er uns über das kleine Anwesen, auf dem es einen regelrechten Zoo gab: Hunde, Katzen, Schildkröten, Fische, Hühner und sogar ein Krokodil hielt die Familie dort. Wir machten uns zum Abendessen auf dem Weg Richtung Strand und verliefen uns erst einmal in einer gewaltigen Hotelanalge. Nachdem wir eine Weile ziellos umhergewandert waren, fanden wir endlich ein öffentliches Restaurant und konnten wie bereits gewohnt für wenige Euro mehr als satt essen.

Senset on the beach

Der nächste Tag entwickelte sich erst einmal zu einer Enttäuschung. Eigentlich hatten wir geplant, schwimmen und schnorcheln zu gehen, doch das Wetter machte uns einen gewaltigen Strich durch die Rechnung. Der Himmel blieb den ganzen Tag über grau und kräftige Böen ließen den Ozean toben. Die Wellen türmten sich gefährlich hoch auf und deren Sog war so stark, dass wir nach wenigen Minuten aus dem Wasser flüchteten. Stattdessen verbrachten wir den Tag mit Lesen und Essen – im Nachhinein betrachtet eine schön entspannte Alternative.

Hotel beach in Guardalavaca

Dafür wartete am folgenden Tag ein echtes Abenteuer auf uns! Die Wolken hatten sich verzogen und die Sonne strahlte mit voller Kraft vom Himmel. Wir beschlossen, uns einen Roller zu mieten und die umliegende Natur zu erkunden. Für rund 15 Euro konnten wir das Gefährt für den ganzen Tag mieten – eine der besten Entscheidungen der Reise! Wir fühlte uns unendlich frei, als wir entlang des glitzernden Ozeans und der saftig grünen Natur über die Straßen von Guardalavaca heizten.

Lush green nature

Wir steuerten den Strand Playa Pesquero an. Ein weiterer, großartiger Sandstrand mit vielen exotischen Fischen, die um die Korallenriffe schwammen. Allerdings liegt das Ufer mitten zwischen zwei Hotel. Wie am Vorabend konnten wir also nichts zu Essen finden, da die Restaurants den Hotelgästen vorbehalten sind. Nach einer Weile hielten wir unseren Hunger nicht mehr aus und suchten über Google Maps das nächste Restaurant, ein Lokal namens „Don Pepe“. Wir tuckerten mit unserem Roller dorthin und fanden ein kleines Holzhäuschen, versteckt zwischen meterhohen Bananenstauden vor.

Restaurant „Don Pepe“ in Guardalavaca

Auf der Veranda standen mehrere Tische. Auf einem der Stühle saß ein Kubaner und döste in der Sonne. Sobald er uns erblickt, verzog sich sein Gesicht zu einem breiten Grinsen. Er deckte einen Tisch und brachte uns die Speisekarte. Für den Mojito, den ich orderte, pflückte er die Minze und die Limette direkt aus dem Garten. Wenig später kamen seine Frau und sein Sohn zu ihm in die Küche, um ihn beim Kochen zu unterstützen. Die Drei drehten das Radio, aus dem Salsa und Reggeaton tönte auf, und wirbelten zusammen durch das Laden. Bald breitete sich der Duft nach Knoblauch und frittierten Kochbananen aus – uns lief das Wasser zusammen! Wenig später gab es Kochbananen-Chips, frischen Salat, Reis und Bohnen, Kartoffeln sowie Ofengemüse in einer würzigen Weißweinsoße. Definitiv das leckerste Gericht der ganzen Reise!

Vegetable dish

Gut gestärkt wollten wir als nächstes eine Wanderung unternehmen. Unmittelbar neben einem anderen Strand, der Playa Esmeralda, sollte es laut Google Maps einen Wanderweg geben. Wir parkten den Roller und begaben uns auf die Suche nach dem ominösen Rundweg. Ziellos liefen wir erst einmal eine halbe Stunde im Kreis durch das Dickicht. Schließlich fanden wir dann doch die Anfangsmarkierung für den Pfad. Es bleib jedoch auch die einzige Markierung. Wir bogen ständig auf Trampelpfaden ab, die im Nichts verliefen und fühlten uns, als liefen wir auf der Stelle. Die Sonne brannte vom Himmel und dummerweise hatten wir vergessen, unsere Wasservorräte aufzufüllen.

Palm trees in the wind

Plötzlich entdeckten wir einen Wegweiser zu einem Restaurant, dem wir dankbar folgten. Doch leider hatte der Laden bereits geschlossen, als wir ankamen. Einzig eine Putzkraft war noch da und leider fehlte dem Mann der Schlüssel für den Getränkekühlschrank. Trotzdem blieben wir kurz dort und ruhten uns aus. Die Natur um uns herum gab wieder einmal einen spektakulären Anblick ab: Wir befanden uns auf einer Anhöhe mitten in einem dichten Wald voll hoher Palmen und Bananenstauden. Ich entdeckte eine Schaukel im Garten des Restaurants und ließ mich sofort darauf nieder. Die Erschöpfung war wie weggeblasen und freudig kichernd schwang ich durch die Gegend.

Me on a swing in the nature aof Guardalavaca

Die Putzkraft zückte plötzlich eine Machete und schlug zwei Kokosnüsse von einer Palme. Mit einem geschickten Messerhieb öffnete er sie für uns – und schon hatten wir etwas zu trinken! Anschließend öffnete er die Nüsse komplett, damit wir das Fruchtfleisch verspeisen konnten. Während wir gemütlich snackten, scharrten sich Perlhühner, Katzen und zwei Pfauen um uns. Ich fühlte mich fast wie in einem Disney-Film. Auf dem Rückweg kam wir an einem einsamen Strandabschnitt vorbei, an dem nur ein Fischer saß und seine Angel ins Wasser warf. Pünktlich zum Sonnenuntergang sprangen wir noch eine Runde ins Wasser. Unser Bad nahm für mich leider ein schmerzhaftes Ende: Ich trat mit meinem großen Zehn in einen Seeigel. Der Stachel blieb stecken, das Zuhause angekommen konnte ich die Spitze mit einer Nadel und einer Pinzette problemlos entfernen.

Sunset on the beach

Da wir uns so sehr in unseren kleinen Flitzer verliebt hatten, mieteten wir den Roller für den kommenden Tag noch einmal. Dann frühstückten wir zwischen ein paar kleinen Street Food-Ständen, sogenannten Cafeterías, die Sandwiches, Omlettes, Saft und Kaffee verkauften. Ich kauften frisches Obst und Gemüse und belegte mir mein Brötchen einfach selbst. Unseren letzten Tag wollten wir noch einmal am Strand verbringen. Wir steuerten die Playa Yuraguanal an.

Me on the beach

Der letzte Abschnitt des Weges entpuppte sich als hügelige Schotter-Piste mit zahllosen Schlaglöchern. Das war uns nicht ganz geheuer, sodass ich schlussendlich abstieg und mein Kumpel den Roller alleine fuhr. Wir verbrachten den ganzen Tag dort. Ich versuchte, mir das türkise und tiefblaue Farbenspiel des Ozeans, den Geschmack von Salzwasser und das Gefühl von feinem Sand unter meinen Füßen für alle Ewigkeiten einzubrennen.

Playa Yuraguanal in Guardalavaca

Zum krönenden Abschluss gönnten wir uns ein weiteres Abendessen bei „Don Pepe“, der sich riesig über unseren zweiten Besuch freute. Völlig erledigt von der Hitze gingen wir früh uns Bett. Bereits am Vormittag mussten wir zum Flughafen aufbrechen. Eigentlich wollten wir noch einmal kurz ins Meer springen. Da es aber wieder stürmte, verworfen wir den Gedanken und stiegen ein letztes Mal in einen klapprigen Oldtimer. Wenig später stiegen wir auch schon in den Flieger, einen Teil meines Herzens habe ich aber auf jeden Fall dort gelassen, auf dieser bunten, lebhaften Insel.

Laura

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