Bevor wir nach Dubrovnik aufbrachen, mussten wir in Split unseren Mietwagen umtauschen. Es regnete in Strömen, wobei uns auffiel, dass unsere Scheibenwischer nicht richtig funktionierten. Da wir nach einer Weile gar nichts mehr durch die Frontscheibe sehen konnten, riefen wir die Mietwagen-Firma an. Diese schlug uns daraufhin vor, das Auto an der nächsten Enterprise-Geschäftsstelle umzutauschen. Mit dem neuen Wagen ging es dann Richtung Süden. Allein die Fahrt machte die Reise nach Dubronvik mehr als wert! Die Straße verlief in Serpentinen entlang der Küste. Zu unserer Linken erstreckten sich das Dinarische Gebirge: Riesige, zerklüftete Felsen, deren Gipfel aus der Nebeldecke hervorlugten. Zu unserer Rechten die endlose Weite des Meeres.

Immer wieder passierten wir kleine, schnuckelige Ortschaften. An einer Stelle mussten wir eine Umleitung nehmen, die uns mitten durch das Gebirge führte. Die Autobahn verlief plötzlich direkt entlang der Berge und grüner Wälder. Wieder zurück an der Küste war die Straße gespickt mit kleinen Obst- und Gemüseständen, an denen Einheimische ihre Ernte verkauften. Nach eine Weilen kamen wir an die Grenze zu Bosnien-Herzegowina. Ein kleiner Teil der Küste gehört nämlich zu dem Nachbarland. Um in den Süden von Kroatien zu gelangen, muss man also durch den Bosnischen Einschnitt fahren. Nach einer schnellen Grenzkontrolle und zwanzig Minuten Fahrt waren wir auch schon wieder in Kroatien angekommen. Nach insgesamt drei Stunden überquerten wir die imposante Franjo-Tuđman-Schrägseilbrücke und waren am Zielort angelangt.

Schon von Weitem sahen wir die gewaltige Stadtmauer, die Dubrovnik seit dem Mittelalter umschließt. Wir parkten den Wagen in einer Tiefgarage im Zentrum und steuerten direkt die Altstadt an. Der Weg dorthin führte uns durch die Minčeta-Festung, eine von fünf Befestigungsanalgen der Mauer. Von dort konnten wirdie Dächer Dubrovniks überblicken, das Meer und sogar ein paar Insel im Wasser erspähen. Anschließend flanierten wir über die „Stradun“, die Hauptstraße der Altstadt. Auf dem weißen Marmorboden glänzte das Regenwasser. Elegante Gebäude aus Stein mit großen Schaufenstern säumten die Straße, über die ein großer, schmaler Glockenturm wacht.

Im Sommer eine sehr belebte Meile, auf der Urlauber die ganze Nacht essen, trinken und tanzen, waren im Oktober kaum Menschen auf der Stradun unterwegs. Einmal mehr auf unserer Reise genossen wir die Leere und die Stille. Mit knurrendem Magen suchten wir nach einer Kleinigkeit zum Essen und fanden in einer Seitenstraße das „Nishta“. Ein super-süßes, veganes Lokal. Wir teilten uns ein cremiges Auberginen-Moussaka und ein köstliches Feigen-Dessert und quatschten mit der netten Kellnerin. Anschließend holten wir das Auto und fuhren zu unserem Airbnb. Erneut erwartete uns eine goldige Wohnung und ein herzlicher Gastgeber, der uns mit Bier und Orangen aus seinem Garten empfing.

Am nächsten Morgen strahlte die Sonne wieder und ließ das Wasser der Adria glänzen. Von der Terrasse unserer Unterkunft – wo zwei andere Gäste den Tag mit Voka starteten – hatten wir einen großartigen Blick auf die Steilküste der Stadt und die mächtigen Ruinen. Weniger schön anzusehen war die riesige Hotelanlage, die direkt neben unserem Airbnb lag. Zwei gegensätzliche Formen des Tourismus direkt gegenüber. Wir marschierten erneut in die Altstadt, um den Rest von Dubrovnik zu erkunden. Wir liefen auf die massive Stadtmauer zu und ließen uns die Sonne ins Gesicht scheinen. Erneut spazierten wir über die Stradun und schauten uns noch ein paar imposante Gebäude an, darunter den majestätischen Rektorenpalast, die Kathedrale von Dubrovnik und die St. Ignatius-Kirche.


Viel schöner fanden wir allerdings die vielen verwinkelten und hügeligen Seitenstraßen. Wie ein Labyrinth führten die Weg uns immer wieder steinerne Stufen nach oben, vorbei an hübschen Häusern mit Fensterläden und Pflanzen vor den Türen. Wir stolperten über ein kleines Geschäft namens „Note Bene“, das von einem freundlichen Pärchen geführt wurde. Alte Kaffeemühlen hingen von der Decke und verliehen dem Laden eine heimelige Atmosphäre. Dort gab es allerlei regionale Köstlichkeiten. Feigenkonfekt, Marmelade, Gewürzmischungen und frisch gebackene Johannisbrot-Muffins. Wir unterhielten uns mit den Inhabern und testeten uns mit Brot und Olivenöl durch das gesamte Gewürz-Sortiment – lecker!

Mit ein paar Salz-Mischungen im Gepäck machten wir uns auf den Rückweg zu unserer Unterkunft. Wir wollten schon am frühen Nachmittag aufbrechen, da wir eine lange Fahrt vor uns hatten. Unser Gastgeber versuchte, uns noch zu Bier und Vodka einzuladen, was wir danken ablehnten. Stattdessen pflückte er noch vier Orangen aus seinem Garten und bestand darauf, dass wir die süßen Früchte als Proviant mitnahmen. Nach einer herzlichen Verabschiedung machten wir uns auf den Weg zurück Richtung Norden.
