Es ist nahezu unmöglich, sich nicht von Danyels Lebensfreude anstecken zu lassen. Sein Motto: „Ich esse, trinke und lebe jeden Tag als sei es mein letzter.“ Genauso verbrachten wir auch die Zeit miteinander. Wir verabredeten uns über Couchsurfing an einer U-Bahn-Station in Stockholm und gönnten uns im „Mahalo Café“ einen ausgiebigen Brunch. Uns lief das Wasser im Mund zusammen, als die Kellnerin uns das Frühstück servierte. Unter anderem ein würziges Auberginencurry, eine bunte Smoothie Bowl und cremigen Blaubeer-Käsekuchen hatten wir bestellt. Bevor wir uns den Magen vollschlugen, legte Danyel ein kleines Foto-Shooting ein.

Als Food-Blogger besucht er die besten Restaurants, Cafes und Bars der Stadt, schießt Bilder vom Essen und veröffentlicht diese auf Instagram. Dabei ist der Koch sehr ehrgeizig. „Es muss ein perfektes Foto von einem herausragenden Lokal sein“, erklärt er mir. Erst dann veröffentlich er seine Aufnahmen. „Ich will ausschließlich großartigen Inhalt bringen“, stellt er klar. Dann konnten wir endlich all die Leckereien mampfen. Immer wieder rotierten wir die Teller, sodass jeder von jedem Gericht probieren konnte. Genussvoll verdrehten wir alle die Augen und zelebrierten jeden einzelnen Bissen.

Währenddessen erzählte Danyel uns mehr über seine Geschichte. Ursprünglich kommt er aus Peru, wo er sowohl Hotelmanagement studiert als auch eine Ausbildung zum Koch absolvier hat. Dann wohnte er einige Zeit in Miami, bevor er Ende 2014 nach Europa aufbrach. „Ich verbrachte Silvester am Flughafen“, erinnert er sich. „Ich wollte die Welt erleben, reisen, aus meiner Komfortzone ausbrechen und etwas in meinem Leben erreichen“, sagt er. Dass er sich für Schweden entschied, hatte rein pragmatische Gründe. Sein Bruder lebte bereits in Stockholm und konnte ihm mit dem Visum helfen.
Danyels Empfehlungen für Stockholm:
- Checa (Peruanische Küche)
- Café Pascal (eines der coolsten Cafes der Welt)
- Bar Nombre (Spanisches Bistro)
- Lillebrors Bageri (Bäckerei mit fantastischem Gebäck)
- Adam & Albin (moderne Schwedische Küche)
- Adria (Italienisches Restaurant)
- Savant Bar (Weinbar)

Nach dem Frühstück führten Danyel und eine andere Couchsurfing-Bekanntschaft, Maragarita, uns auf den Monteliusvägen. Ein Hügel, von dem wir die ganze Stadt überblicken konnten. Ich war begeistert von den terracotta-farbenen und gelben Häusern. Während mir Stockholm mit jeder Sekunde besser gefiel, hatte Danyel sein Herz bereits an eine andere skandinavische Hauptstadt verloren: Kopenhagen. 2016 war er zum ersten Mal dort. „Ich hatte keine Erwartungen und habe mich dann Hals über Kopf verliebt“, schwärmt der Peruaner. „Kopenhagen ist multikulturell, aufregend und lebhaft“, fügt er hinzu, während Stockholm zwar eine schöne Stadt sei, aber für ihn zu langweilig und vornehm. Letzteres erlebten wir am folgenden Abend hautnah mit.

Danyel wollte uns am nächsten Tag nämlich das Nachtleben von Stockholm zeigen. Trinken und Tanzen – das klang nach einem tollen Plan. Als wir unseren Gastgebern, einem sehr fürsorglichen Paar, davon erzählen, bestanden sie darauf, dass wir Zuhause vorglühen sollten, da die Drinks in den Bars astronomisch hohe Preise haben. Sie hatten recht: Bei einem Blick auf die Getränkekarte in der ersten Bar waren wir froh, dass wir tatsächlich schon daheim ein paar Cider geschlürft hatten. Wenig später trafen wir auf einen Freund von Danyel, einen Barkeeper, der die komplette Nachtleben-Szene zu kennen schien.

Er nahm uns mit ins „Cafe Opera“, wo wir dank unserem Begleiter keinen Eintritt zahlen mussten. Ohne zu zögern hoben die Türsteher die roten Absperrbänder aus Samt für uns. Im Inneren fühlten wir uns wie in einer „Gossip Girl“-Folge: Kronleuchter hingen von der Decke, die mit einem klassischen Gemälde verstehen war. An den Seiten ragten verschnörkelte Säulen in die Höhe und auf der Tanzfläche tummelten sich Männer in Anzügen und Frauen in kurzen Kleidern und High Heels, die sich gegenseitig Champagner in den Mund kippten. Wow! Wir tanzten eine Weile und Danyels Freund brachte uns Shots mit süßem Orangenlikör.

Anschließend zogen wir weiter in eine lässigere Location, das „Solidaritiet“. Ein industriell eingerichteter Techno-Club mit vielen Lichterketten und Pflanzen. Auch hier mischten wir uns unter die Feierwütigen und tanzten bis zum Morgengrauen. Nachdem wir ein paar Stunden geschlafen hatten, trafen wir Danyel und unsere anderen Couchsurfing-Freunde auf Kaffee, Zimtschnecken und einen Spaziergang. Sowohl Margarita als auch Danyel kämpften mit dem selben Problem: Eine Aufenthaltsgenehmigung zu erhalten. Margarita wollte bei ihrem Freund in Stockholm bleiben, Danyel hingegen am liebsten nach Kopenhagen ziehen.

Doch erst einmal arbeitete er weiterhin in Schweden als Koch und Food-Blogger. Mit letzterem verdient er allerdings nur ein geringes Nebeneinkommen. „Instagram ist meine Leidenschaft“, betont er. „Ich will die Food-Szene und die Menschen dahinter zeigen.“ Damit spiegelt er auch seine eigene Persönlichkeit wider. „Ich komme aus Peru, wo wir eine geniale Essenkultur haben und als Koch habe ich ein großes Hintergrundwissen“, erzählt er. Mehr als 5.000 Menschen folgen ihm inzwischen.

Drei Jahre später erst fand Danyel einen Arbeitgeber, der ihm die nötigen Papiere für ein Visum ausstellte. Damit konnte er sich endlich seinen Wunsch erfüllen und nach Kopenhagen ziehen. „Die pulsierendste Stadt in Skandinavien“, sagt er. „Die Food-Szene ist großartig und wächst mit jedem Tag. Man trifft so viele Menschen, hat so viel Spaß – ich liebe es!“ In der dänischen Hauptstadt hat er sein Zuhause gefunden. Deshalb will er erst einmal auch dort wohnen bleiben. Zumindest für die nähere Zukunft.

Sein nächster, großer Plan ist ein eigenes Lokal. „Eine Mischung aus Restaurant, Bar und Club“, beschreibt er den Laden. „Essen mit vielen peruanischen Einflüssen, guter Wein, Cocktails, laute Musik, super Service“, zählt er auf. Sein Lokal soll seine Persönlichkeit abbilden und die Gäste in seine Welt entführen. „Ein kleines Latino-Universium, gespickt mit all den Erfahrungen und Erlebnissen, die ich in meinem Leben gemacht habe.“ Ich freue mich heute schon auf den Tag, an dem ich Danyels Laden besuchen werde und hoffe, dass ich zur Eröffnung auf die Gästeliste gesetzt werde. Sicherlich eine Party, auf der wir erneut zusammen bis zum Sonnenaufgang tanzen.