Albanien: Die wichtigsten Infos für die Reise

Albanien ist im Trend – und das zu Recht! Man sollte jetzt noch dorthin reisen, wo das Balkan-Land vom Massentourismus noch kaum etwas spürt. Denn wird er laut all den Travel-Bloggern und Ankündigungen in Reisemagazinen wohl nicht mehr dauern, bis Albanien im Mainstream angekommen ist. Unentdeckt ist Albanien schon lange nicht mehr. Vor allem entlang der Küste, der albanischen Riviera, gibt es Abschnitte, an denen die Hotels dicht an dicht stehen und im Sommer tausende Gäste beherbergen. Diese Abschnitte kann man – wenn man das authentische Albanien erleben will – getrost auslassen.

Berglandschaft in Theth, Albanien

Das Land hat ohnehin viel mehr zu bieten als Strand: Majestätische Berglandschaften, gigantische Schluchten, reißende Wildflüsse und hübsche Städte mit weißen Häusern. Es gibt (besonders in der Natur) so viele sehenswerte Orte, dass man Albanien am besten während eines Roadtrips erkundet. Eine Route für einen etwa zweiwöchigen Trip inklusive Highlights, Geheimtipps und allen wichtigen Infos für die Reise findet ihr in diesem Beitrag.

Nach Albanien reisen

Uns sind auf unserer Rundreise einige Camper aus Deutschland begegnet, die mit dem Wohnmobil bis nach Albanien gefahren sind. Auf dem Weg dahin kann man noch mehr spannende Länder wie Slowenien, Kroatien und Montenegro erkunden. Wer nicht so viel Zeit hat, sollte eher nach Albanien fliegen. Flüge nach Tirana bietet inzwischen nahezu jeder größere deutsche Flughafen an. Am günstigsten ist die Reise mit der Billig-Airline WizzAir. Wir haben von Köln nach Tirana 120 Euro pro Person gezahlt. Im Nachhinein hätte es sich auch angeboten, nach Podgorica, die Hauptstadt von Montenegro, zu fliegen.

Bazar in Gjirokaster, Albanien

Sie liegt nahe der nördlichen Grenze zu Albanien. Hätten wir von dort aus mit der Tour begonnen, hätten wir uns die Strecke von Tirana in den Norden sparen können. Allerdings wäre der Mietwagen dann mit zusätzlichen Kosten verbunden gewesen, wenn wir ihn an zwei verschiedenen Flughäfen abgeholte bzw. zurückgebracht hätten. Wer im Süden mit der Reise beginnen will, könnte auch überlegen, nach Korfu in Griechenland zu fliegen. Von dort kann man mit der Fähre in die albanische Küstenstadt Saranda übersetzten. Aber auch hier entstehen aber Zusatzkosten, wenn man sich ein Auto mieten möchte.

Albanien gehört nicht zu EU (dementsprechend ist das Land auch vom EU-Roaming ausgeschlossen! Entweder man holt sich eine SIM-Karte für das Land oder man hangelt sich – wie wir ­von WLAN zu WLAN), trotzdem genügt für die Einreise ein Personalausweis. Nach Angaben des Auswärtigen Amtes müssen die Reisedokumente beim Zeitpunkt der Einreise noch mindestens drei Monate gültig sein.

In Albanien reisen

Zwar soll Albanien auch mit Bussen gut vernetzt sein, aber nur mit einem Auto hat man die Flexibilität, auch ins Hinterland zu fahren und die wilde Natur zu erkunden. Das Netz an Autobahnen und Landstraßen wird stetig erweitert und zählt zu den neuesten in Europa. Daher sind die Asphaltstraßen meist in sehr gutem Zustand und lassen sich problemlos befahren. Allerdings führen sie oft durch Berglandschaften und sind daher hügelig und kurvenreich. Google Maps kennt den Unterschied zwischen den asphaltierten Wegen und den Offroad-Schotterpisten leider nicht, weswegen wir manchmal (sehr lange) Umwege fahren mussten.

Osum-Schlucht in Albanien

Zusätzlich war unser Auto – obwohl wir beim Check24-Preis-Leistungs-Sieger gebucht hatten – in mangelhaftem Zustand. Direkt am ersten Tag hatten wir eine Reifenpanne und mussten die beiden Vorderreifen auswechseln lassen. Das Geld dafür haben wir, obwohl es uns versprochen wurde, natürlich nicht wiedergesehen. Im Nachhinein hätten wir lieber etwas mehr Geld ausgegeben und uns ein vernünftiges Allrad-Fahrzeug gegönnt – es lohnt sich! Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln haben wir keine Erfahrungen gemacht, deshalb kann ich an dieser Stelle nur wiedergeben, was ich vor Ort gehört und vor der Reise selbst recherchiert habe.

Die größeren Städte scheinen gut vernetzt zu sein. Es gibt jedoch kein zentrales oder größeres Busunternehmen, das zuverlässige Fahrpläne bereitstellt. Die Haltestellen sind schlecht gekennzeichnet. In der Regel befinden sie sich an einem zentralen Platz oder an einer Umgehungsstraße. Man findet die Stationen am besten, indem man sich durchfragt. Die Dörfer und Bergregionen sind zudem oft über Minibusse, sogenannte Furgons, vernetzt. Mit den kleinen Vans kann man gut in abgelegenere Gebiete gelangen. Aber auch hier gibt es oft keinen festen Fahrplan und keine festen Haltestellen. Da die Busse manchmal erst losfahren, wenn sie bis auf den letzten Platz voll sind, ist die Zeit bis zur Abfahrt unberechenbar. Man sollte also viel Zeit und Geduld mitbringen, wenn man mit dem Bus reisen möchte.

Unsere Route

Screenshot einer Route durch Albanien

Nach der Landung in Tirana fuhren wir zuerst in den Norden, in das Bergdorf Theth. Die Straße in die abgeschiedene Region ist erst vor wenigen Jahren asphaltiert worden. Davor war der Nationalpark nahezu abgeschnitten von der Außenwelt. Mit dem Auto kommt man heute sehr gut dorthin, auf der bergigen Straße ist aber Vorsicht geboten. Nach mehreren Wander-Ausflügen sind wir zurück in den Süden gefahren, über die Städte Shkodra und Dürres nach Berat. Von dort haben wir die Osum-Schlucht erkundet und wollten dann weiter in die Kleinstadt Permet. Da unser Wagen aber nicht in der Lage war, unbefestigte Schotterpisten zu befahren, mussten wir erst zurück nach Berat und einen Umweg von mehreren hundert Kilometern fahren. Von Permet aus besuchten wir die Lengerica-Schlucht inklusive der warmen Thermalquellen. Danach ging es weiter in die „Stadt der Steine“, Gjirokaster.

Zuletzt erkundeten wir die albanische Riviera. Zuerst fuhren wir in den Süden über Saranda, die Ruinenstadt Butrint und den Badeort Ksmail bis an die griechische Grenze. Dieser Teil der Küste ist touristisch bereits erschlossen und voller Hotels, Appartements und ATMs. Die Ortschaften sind auf Ausländer und auf die Sommersaison eingestellt. Außerhalb des Sommers ist an diesen Orten also nicht viel los – außerdem kann man dort nicht das authentische, wilde Albanien erleben. Wer – wie wir – eher auf Abenteuer aus ist, sollte für diese Region nicht allzu viel Zeit einplanen. Anschließend machten wir kehrt und tuckerten Richtung Norden. Wir übernachteten an einem Strandabschnitt, dem Livadi Beach, im Küstenort Himare und verbrachten den folgenden Tag am Gjipe Beach. Dann reisten wir zurück nach Tirana, wo wir den Tag vor dem Abflug verbrachten.

Gjipe Beach an der Küste von Albanien

Währung und Preise

In Albanien zahlt man in Lek, meist werden aber auch Euro akzeptiert. Günstiger sind die – ohnehin billigen Preise – jedoch, wenn man in der einheimischen Währung zahlt. Ein Euro entspricht etwa 105 Lek. Unabhängig davon, in welcher Währung man zahlen will, sollte man immer Bargeld dabeihaben. Kartenzahlung ist außer an der albanischen Riviera und in den größeren Städten kaum verbreitet. Auch in den Unterkünften ist es üblich, nach der Online-Reservierung vor Ort bar zu zahlen.

Da Geldautomaten rar gesät und zum Teil schwer zu finden sind, sollte man am besten gleich zu Beginn der Reise einen größeren Betrag abheben. Allzu viel Geld braucht man für den Urlaub aber nicht: Das Preisniveau in dem Balkan-Land ist sehr niedrig. Wir haben für die Unterkünfte – egal ob Hostel oder Airbnb direkt am Meer – nie mehr als 25 Euro pro Nacht gezahlt. Für 5 bis 7 Euro kann man ordentlich zu Mittag oder Abend essen (mehrere Speisen inklusive Getränke und Raki). Ansonsten könnte man noch etwas Geld für den Bazar in Gjirokaster benötigen – dort gibt es die schönsten Souvenirs!

Blick auf die Altstadt von Berat, Albanien

Unterkünfte

Besonders an der Küste und in den größeren Städten gibt es zahllose Hotels. Im Rest des Landes übernachtet man eher in kleinen, familiengeführten Pensionen, wo in der Regel auch Frühstück serviert wird. Das Essen war jedes Mal sehr lecker und die Gastgeber ausnahmslos freundlich und hilfsbereit. Preislich bewegen sich diese Bed and Breakfast-Places im Rahmen von 15 bis 30 Euro pro Nacht (für zwei Personen!) Die Zimmer waren allesamt geräumig, hell und sauber.

Zwei Unterkünfte haben uns besonders begeistert: Ein hübscher, holzgetäfelter Raum mit Balkon in Berat sowie ein Appartement direkt am Meer in Himare. Zwei Mal, in Berat und Gjirokaster, haben wir auch in Hostels übernachtet. Beide Unterkünfte würde ich wärmstens weiterempfehlen. Wer auf mehr Luxus steht, wird sicher auch fündig, aber wir haben diese familiengeführten Gasthäuser sehr geliebt. Es war eine tolle Möglichkeit, mit Einheimischen in Kontakt zu kommen, Geheimtipps zu erfahren und sich mitten im Geschehen zu fühlen.

Das blaue Auge von Theth

Kultur: Sprache, Religion, Essen

Englisch ist – außer in den sehr touristischen Gegenden – wenig verbreitet. Die Kommunikation mit den Einheimischen war dennoch kein Problem. Mit Händen, Füßen – und manchmal auch Google Translator – konnten wir uns immer verständigen. Wie bei jeder Reise macht es Sinn, sich wenigstens „Guten Tag“(„Diten e mire“) und „Danke“ („Faleminderit“) in der Landessprache anzueignen. Darüber freuen sich die Einheimischen sehr.

Bis in die 1990er-Jahre galt Albanien als atheistischer Staat, in dem jegliche religiöse Praxis verboten war. Erst seit 1992 durften alle Konfessionsgemeinschaften wieder praktizieren. Heute ist das Land mehrheitlich muslimisch. Christen sind die größte religiöse Minderheit. Die beiden großen Weltreligionen leben friedlicher nebeneinander, was beispielsweise daran zu erkennen ist, dass Kirchen und Moscheen oft direkt nebeneinanderstehen.

Uhrenturm von Gjirokaster

Die albanische Küche ist eine Mischung aus Balkan-Einflüssen (gegrilltes Gemüse und Fleisch), mediterranen (Bohnen in Tomatensoße, Schafskäse) und orientalischen Gerichten (Joghurt-Dips, Börek, Baklava). Die Gerichte sind vielfältig und meist mit lokalen, frischen Zutaten zubereitet. Auch als Vegetarier oder Veganer wird man in Albanien sehr glücklich. Neben den kleinen Vorspeisen gibt es standardmäßig in jedem Restaurant mit Reis gefüllte Paprika oder Aubergine. Dazu werden bunte Salate, Kartoffeln und Brot serviert. Die besten Essen haben wir in kleinen, familiengeführten Lokalen gegessen. Diese erkennt man daran, dass sie im Namen meist irgendwo „traditional food“ oder „homemade food“ tragen.

Albanische Eigenarten

Das Land der Waschanlagen

Albanien ist gespickt mit Lavazhos – Waschanlagen auf Deutsch. Egal ob entlang der Autobahn, auf Landstraßen oder in kleinen Dörfern: Autowaschanlagen finden sich in zuverlässigen Abständen von etwa hundert Meter entlang der Straßen. Manchmal sind sie Bestandteil einer Tankstelle, oft gehören sie aber auch Privatpersonen, die neben einem Wasserschlauch und mehreren Eimern schlicht ein handgeschriebenes „Lavazho“-Schild aufstellen. Für die Einheimischen scheint es eine einfache Möglichkeit, sich ein paar Lek dazuzuverdienen.

Grabsteine am Straßenrand

Ein weiteres, sehr trauriges Phänomen, das uns beim Fahren aufgefallen ist, sind die Grabsteine, die an nahezu jeder Kurve stehen. Die oft aufwendig gestalteten Gedenkstätten erinnern an Verkehrstote, die an der jeweiligen Stelle ums Leben gekommen sind. Oft sind neben den Lebensdaten auch Bilder der Verstorbenen zu sehen. Und auch Jahre nach deren Tod legen die Menschen noch frische Blumen dort ab.

Einsames Haus in der Berglandschaft von Theth

Kuscheltiere überall

Uns ist nicht klar, was dahintersteckt, aber uns sind an vielen Orten – entlang der Straße, vor Hotels, an Laternenpfählen – Kuscheltiere aufgefallen. Als wäre sie dort vergessen und dann zur Dekoration aufgehängt worden. Auf jeden Fall ein kurioses Phänomen.

Lebende Tiere überall

In Albanien stromern die Tiere frei herum. Pferde, Hunde, Ziegen, Esel – alles ist auf der Straße und auf den Wanderwegen unterwegs. Im Verkehr sollte man also auch stets ein Auge auf mögliche Vierbeiner haben, die die Fahrbahn kreuzen oder am Straßenrand grasen. Abgesehen davon fand ich es sehr schön, so viele Tiere frei, statt in Gefangenschaft zu sehen.

Papier-Tischdecken

In ausnahmslos jedem Lokal, in dem wir gespeist haben, ist unser Tisch – egal ob vorher bereits eine Tischdecke darauf lag oder nicht – mit einer zusätzlichen Papier-Tischdecke überzogen worden. Offensichtlich wollen die Läden auf diese Weise zu Flecken vermeiden und die Zeit zum Aufräumen minimieren. Nachdem der Gast gegangen ist, nehmen die Angestellten das Papier wieder ab und entsorgen die dreckige Einmal-Oberfläche. Der Tisch darunter bleibt somit immer sauber. Eigentlich ziemlich clever, aber nicht sonderlich nachhaltig.

Kaum Fast Food-Ketten, aber Mulliri als Starbucks-Ersatz

Die Globalisierung ist in Albanien noch nicht angekommen. US-Amerikanischen Fast Food-Ketten sucht man – zum Glück – vergebens. Nur in Tirana findet man Burger King und KFC. Im Rest des Landes gibt es Fast Food in Form von Burger und Pommes nur an sehr wenigen Orten: Meist in Food Trucks am Straßenrand. Starbucks gibt es in dem Balkan-Land überhaupt nicht. Dafür hat Tirana eine eigene Kaffee-Kette mit einem ähnlichen Menü. Bei Mulliri haben wir uns das ein oder andere Mal einen Iced Latte mit Hafermilch geholt. Das bisschen Heimat musste sein.

Laura

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