Arsuz: Ein verlassener Badeort mit einem versteckten Juwel

Ratlos und ziemlich wütend stehen wir am Flughafen Hatay. Die Luft um uns herum flimmert, 30 Grad im Schatten an diesem Samstag Mitte September. Die türkische Provinz Hatay liegt im Süd-Osten des Landes, direkt an der Grenze zu Syrien und am Mittelmeer. Eine Region, die trotz der wunderschönen Landschaft und ihrer reichen Geschichte kaum auf der Agenda ausländischer Touristen steht. Knapp 1,7 Millionen Menschen leben hier – ein Bruchteil der Einwohner Istanbuls. Der Flughafen ist winzig, unser Flug der Einzige, der heute dort landet. Unsere Mitreisenden sind verschwunden, von Verwandten abgeholt oder in Taxen gestiegen. Von unserem Mietwagen, den man uns direkt zum Flughafen bringen sollte, keine Spur. Knapp eine halbe Stunde lässt er die Wut in sich brodeln, bis er ein paar Telefonate, teils auf Deutsch, teils auf Türkisch führt. Die Reservierung sei verloren gegangen – doch man mache sich jetzt schleunigst auf den Weg. Nach 20 Minuten steht tatsächlich unser Wagen vor uns, der uns die kommende Woche über enge Bergstraßen und felsiges Terrain fahren sollte. Auf ins Abenteuer.

Blick auf die Berge von Hatay

Die Landschaft beeindruckt mich sofort. Die Berge, die sich um uns herum erheben. Diese felsigen, rot-braunen, fast schon wüstenartigen Hügel, von stacheligen Sträuchern bewachsen. Wir halten an einer Tankstelle für Eis-Kaffee und Coke Zero. Wenig später noch einmal am Stand eines Straßenhändlers, der Honigmelonen verkauft. Zu Tausenden stapeln sich die Früchte hinter dem jungen Mann, für den Moment sind wir aber mit zwei zufrieden.

Stand mit Melonen am Straßenrand in der Türkei

Immer wieder durchqueren wir kleinere Dörfer und Städte. Die Wohnhäuser sind in den Berg gebaut. Entlang der Hauptstraße zieht sich die bekannte Mischung aus Restaurants und Läden. Nach einer Weile kommen wir im Küstenort Arsuz an, wo wir die kommenden Tage übernachten. Von unserem „Hotel“ sind wir mäßig begeistert. Die Handtücher, die man uns gibt, haben große Blutflecken – doch immerhin haben die Fenster Fliegengitter. Halleluja! Keine Moskito-Stiche mehr.

Malerische Gasse mit Bergpanorama in Arsuz

Blick auf den Strand von Arsuz

Arsuz lebt vom inländischen Tourismus. Dass die Hochsaison vorüber ist, sieht man an vielen Ecken. Manche Restaurants machen nicht mehr auf, andere scheinen komplett verlassen, wieder andere haben ihr Angebot reduziert (Die Saison für Kartoffeln sei schließlich auch vorbei, behauptet ein Inhaber). Etwas zu essen zu finden, fällt uns schwer. In einer kleinen Bäckerei bekommen wir frisches Gözleme, eine Art herzhaften, gefüllten Crepe, und einen riesigen Bauernsalat. Wir essen und laufen weiter. Über eine Brücke, die einen Kanal überspannt. An dessen Ufer erstrecken sich weitläufige Terrassen schicker Restaurants. Boote tuckern gemächlich übers Wasser. Hinter der Brücke, in einer versteckten Seitenstraße stehen wir plötzlich in der schönsten Ecke des Dorfes. Eine Gasse mit Kopfstein-Pflaster. Weiße Häuser mit himmelblau lackierten Fensterläden reihen sich aneinander, dazwischen wachsen Bäume, an denen lilafarbene Blumen hängen. Lichterketten überspannen die Straße. Im Hintergrund zeichnen sich die dunklen Silhouetten der Berge ab. Hier finden wir einige Restaurants, die noch geöffnet haben. Am kommenden Tag essen wir dort zu Abend. Wir sitzen direkt unter einem der blühenden Bäume und teilen uns Hummus, Baba Ganoush, Oliven, Salate und frisches Brot.

Blick auf einen Kanal und Restaurants am Wasser in Asruz

Spaziergänger flanieren in einer szenischen Gasse in Arsuz

Am Strand, einem unendlich weiten Streifen Sand, verbringen wir den ganzen nächsten Tag. Nach dem morgendlichen Koffein-Schub aus dem Mokka gehen wir zu Fuß zum Meer. Den Tag muss ich ohnehin im Badeanzug verbringen – ich habe keine saubere Kleidung mehr und der Wäsche-Service des Hotels ist erst morgen verfügbar. Neben uns tummeln sich vor allem Familien und Pärchen. Alles Einheimische, keinerlei Touristen. Wir kühlen uns im Wasser ab. Dann sonnen wir uns, bis wir trocken und anschließend wieder kochend heiß und bereit für die nächste Abkühlung sind. Eis-Verkäufer schieben kleine Wagen voller Zitronen-Slush vor sich her. Kinder lachen und weinen. Als wir am Abend nach Hause gehen, haben wir beide einen ordentlichen Sonnenbrand.

Teenager sitzen am Strand von Arsuz

Laura

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